Kauf dich frei!?

Mein Haus, mein Auto, mein Pferd…

Boah, wie geil ist das denn? Das Ding brauche ich ganz dringend! Das ist ganz neu, hat mega geile Funktionen und ist viel schneller als das alte! Sieht auch viel besser aus! Wollte ich immer schon haben und wenn ich das hab, dann.. Ja, was ist denn dann? Dann bist du glücklich? Dann hast du es geschafft? Dann sind deine Bedürfnisse voll befriedigt? Für´n Arsch sind deine Bedürfnisse befriedigt! Bis du von dem Ding gehört hast, wusstest du doch noch nicht mal, das du es bald haben musst! Bis du wusstest, was dieses Ding für tolle neue Funktionen hat, hast du diese doch noch gar nicht vermisst! Und unglücklich warst du auch nicht, weil du es noch nicht hattest, du wusstest ja nicht, dass es dieses Ding bald geben wird. Unzufrieden, unglücklich oder nicht komplett warst du doch schon vorher, also was soll dieses neue Ding denn daran ändern?

Um das ganze mal noch ein wenig besser zu verdeutlichen, hier ein Beispiel für „Brauch ich jetzt gaaanz dringend, sonst werde ich nie glücklich sein!“.

Als Apple das erste IPad auf den Markt gebracht hat, gab es eigentlich überhaupt keinen Markt dafür. Niemand wollte mit diesen „Tablets“ arbeiten oder sich noch beschäftigen. Apple war, um es genau zu nehmen, gar nicht der Erfinder dieses Typen von „Computer“ sondern die ersten Geräte würden schon von HP, Acer, Dell etc. etwa 5 Jahre vorher entwickelt. Allerdings waren diese Dinger recht ungewöhlich und deswegen eher als Spielzeug angesehen. Es gab schlichtweg keinen Mark dafür. Erst als Apple so ein Ding gebaut hat und die passende Werbetrommel dafür gerührt hatte, wollten alle so ein Ding haben.

ICH AUCH!

Lange habe ich mich dagegen gewährt und es dann doch irgendwann gekauft. Ich war voller Euphorie und bin nach Hause und hab es direkt ausgepackt und wollte es ausprobieren. Als es dann endlich soweit geladen war, stellte ich fest, das Ding ist ja „nackt“! Da ist gar nichts drauf! Da musste ja alles erst installieren! Naja, gut, machste. Beim Installieren ist mir dann aufgefallen, das Ding ist nichts anderes als mein IPhone in groß! Voll die Ernüchterung! Warum also um Gottes-Willen habe ich mir dieses Ding gekauft? Warum wollte ich es zwingend haben? Dachte ich wirklich, dass ich dadurch glücklicher wäre? Dass mir dieses Ding eine Befriedigung für meine Bedürfnisse geben würde? Das es eine Art der Belohnung wäre? JA, das dachte ich! Und nein, es war es nicht. Die Ernüchterung kam und ich war unzufrieden. Viel mehr noch, ich fühlte mich voll doof, weil ich verdammt viel Geld für ein Gerät ausgegeben hatte, das ich gar nicht mehr nutzen wollte. Ich war voll enttäuscht und fühlte mich verpflichtet mich mit dem Ding zu beschäftigen, weil es ja so teuer war. Noch schlimmer, ich musste es auch noch in einem guten Zustand halten, weil ich es ja mal wieder verkaufen und einen guten Preis erzielen wollte.

Was war passiert? Ich habe mich von dem Marketing für dieses Produkt und der Meinung anderer einlullen lassen und habe mir gedacht ich könnte mir Zufriedenheit, Spaß und Spannung kaufen, einen inneren Druck loslassen, wenn ich das Ding erstmal in den Händen halte. Und genau das Gegenteil war passiert. Ich war frustriert und habe mir schlechte Gefühle und die „Verpflichtung“ ein Ding zu nutzen und zu pflegen, das ich gar nicht brauche und wollte, eingekauft. Es ging mir also noch mieser als vorher.

Natürlich ist dies nur ein Beispiel, aber es gibt tausende von Dingen, die wir uns in unserem Leben kaufen, ohne, dass sie unser Leben leichter, glücklicher oder freier machen. Viele von diesen Dinge machen uns in unserem Leben sogar tendenziell eher unfreier und abhängiger.

Du liest wahrscheinlich diesen Text gerade auf einem Mobiltelefon. Für dieses Gerät hast du eine beachtliche Summe bezahlt, also wirst du es besonders pflegen. Du hast also ein Tasche gekauft. Vielleicht hast du sogar eine zusätzliche Versicherung abgeschlossen, um dir direkt einen Ersatz kaufen zu können, falls deinem System etwas passiert? Du wirst heute Morgen aufgestanden sein und sehr zeitnah nach dem Aufwachen, dein Handy vom Strom genommen haben. Du willst ja den ganzen Tag erreichbar sein und es würde dich ja nervös machen, wenn du nur noch 10 % Akku-Leistung hättest. Keine Sorge, mir geht es da auch ab und zu so. 😉 Vielleicht hast du dir sogar einen externen Akku gekauft, damit du ggf. noch mal unterwegs nachladen kannst. Noch vor ein paar Jahren war es dir doch genug ne SMS zu schreiben und dann war gut! Es war nicht nötig immer und ständig online zu sein, oder?

Worauf ich allerdings eigentlich hinaus will ist der Punkt, dass wir uns etwas gekauft haben, das uns abhängig macht. Nicht im Sinne von Sucht, sondern im Sinne von der Notwendigkeit unseren Besitz zu beschützen und zu pflegen. Hierbei ist es egal, ob es sich um ein Handy, ein IPad, ein neues Auto, ein neuen Staubsauger, ein neues Oberteil, ein (oder mehrere) Paar Schuhe oder was auch immer handelt. Es geht darum, dass wir sehr viele materielle Dinge anhäufen um die wir uns kümmern müssen. Dinge die uns nicht zwingend glücklich machen.

Ich will hier gar nicht den pädagogischen Zeigefinger heben und sagen, kauft bloß nichts, fallt auf keine Werbung rein und bla bla bla, sondern will dich nur dahingehend sensibilisieren, dass man Glück, Zufriedenheit und Freiheit nicht kaufen kann. Du wirst deine Unzufriedenheit nicht durch einen neuen Pullover, eine neue Hose, ein neues Telefon oder ein neues Auto ausgleichen können. Glück, Zufriedenheit und Freiheit wirst du nur durch Veränderung deiner Lebensumstände erreichen. Jedes materielle Ding, das du kaufst, anstatt ein wenig Zeit und Energie in die Änderung deiner Lebensumstände zu stecken, wird dich nicht nur nicht weiter bringen, sondern eher unfreier und abhängiger machen.

Also ändere deine Lebensumstände und kaufe dir dann gerne ein neues Handy oder die PS7 oder was auch immer.

In diesem Sinne, es lebe der Konsum!

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